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21. Reschensee-Lauf - Die Südtiroler machten ein «Lauffest» möglich

Nur San Pietro spielte nicht ganz mit

Bereits in den Jahren 2009 und 2013 haben wir verlängerte Weekends mit dem Reschensee-Lauf verbunden. Ich erinnere mich noch gut, wie das 10-jährige Jubiläum im 2009 mit einem Nachtlauf gefeiert wurde und ebenso erinnere ich mich noch bestens an die äusserst stimmungsvolle Rangverkündigung im 2013. Wir mussten zwar bis zum Eindunkeln warten, aber danach gaben die Italiener alles: ein riesiges Feuerwerk wurde im See gezündet und auf der Bühne davor standen die Preisberechtigten und erhielten feine Esskörbe der Vinschgauer Region. Ich war eine dieser Preisberechtigten und genoss dieses Spektakel sehr.

2020 und 2021 war alles anders! Wenn ich mich richtig erinnere, konnte man im 2020 am Reschensee-Lauf-Wochenende einen «Individual-Run» absolvieren. Im 2021 fand tatsächlich ein fast richtiger Reschensee-Lauf statt. «Glücklicherweise» erhielt ich eine Woche vor dem Anlass (17. Juli) eine Erinnerungs-Mail. Fabian hatte zwar Bedenken, dass «unser» Schweizer Covid-Impf-Zertifikat – ein solches musste man vorweisen – auch im EU-Raum gültig ist und dann hatte er auch wegen der Anfahrt (durch ein oder zwei Länder) etwas Sorge. Ich war da optimistischer… und scheinbar waren dies nur noch 11 weitere Schweizer*innen! Normalerweise stehen am Reschensee-Lauf rund 300 Eidgenossen (Frauen mitgemeint….. der * würde wirklich doof tönen…). Vom Engadin aus fuhren wir via Martina rund 10 km durch Oesterreich und nach Nauders passierten wir die italienische Grenze. Nicht eine Zollstelle war besetzt! Ich konnte also starten!

Leider zeigte sich der Himmel sehr bewölkt und der Wind pfiff einem ordentlich um die Ohren, sodass ich fast etwas fröstelte (eine geborene Werder halt…). Auf dem riesigen Start-Ziel-Laufcamping-Marktgelände von Graun herrschte eine tolle Stimmung. Ueberall fröhliche Gesichter und wo es nötig war, wurden die Covid-Massnahmen eingehalten (Startnummernausgabe, WC-Schlangen, Start—Zielbereich). Immer wieder schön ist es, durch den Bauernmarkt zu schlendern. Südtiroler Bauern und (Kunst-)Handwerker bieten da Selbstgemachtes an. Ebenso hat es jeweils einige Laufgeschäfte, welche Aktionsware anbieten. An zwei Ständen wurden Faserpelz-Jacken für
30 Euro feil geboten. Ja, es war wirklich Wetter dazu! Es gab noch einige Getränke- und Essenstände, welche sehr gut besucht wurden. Dies aus dem Grund, da es diesmal kein Festzelt und keine offizielle Bewirtung gab. Auch auf die Rangverkündigung der Kategorien musste verzichtet werden. Zudem gabs unterwegs «nur» Wasser-Stände, also keine Spezialitäten wie Energieriegel, Bananen und dergleichen.

2'000 statt 3'000 Teilnehmer*innen am Start beim «alten» Turm von Graun
Eigentlich war ich gar nicht richtig vorbereitet für diesen Wettkampf und eine kleine Fuss-Verletzung zwickt mich immer noch. Trotzdem wagte ich Fabian die Vorhersage, dass ich nach ca. 5/4 Stunden im Ziel eintreffen würde. Mit 1h15 wäre ich sehr zufrieden, meinte ich (der Lauf hat
385 Höhenmeter).
Ich wollte mich kurz nach 16 Uhr im dritten Feld einreihen, doch als ich den Start des ersten Feldes sah und was für «Schleicher» da wegliefen, da dachte ich, dass ich wohl im zweiten Feld richtig wäre. Das war ich. Nach 2 Kilometern sah ich auf die Uhr und sah eine «9». Also gut im Rennen. Das war mein letzter Blick auf die Uhr. Denn auf dem Staudamm nach rund 5 km blies ein heftiger Gegenwind entgegen und ich hatte das Gefühl, keine 6 Minuten pro Kilometer mehr zu laufen. Danach gings auf der Gegenseite des Reschensees im ständigen Auf und Ab in Richtung Reschen. «Ach, wie bin ich alt geworden», dachte ich! Nur mit Mühe konnte ich bei zwei argen Gegensteigungen den Marsch-Schritt abwenden. Aber: da vorn! Es beruhigte mich, dass bereits viele Läufer*innen marschierten und sogar noch eine Dame, welche sehr gut trainiert und athletisch aussah. Also weiter! Es wäre doch schön, ich könnte mindestens in die ersten 5 meiner Kategorie laufen (das war auch die Grenze für die Naturalpreise). Ich nahm nun also die «Athletische» als Mass-Stab und merkte, dass sie nicht weg kam. Auch wurde ich – mit einer Ausnahme – nie überholt. In Reschen, ca. 3 km vor dem Ziel, spielte sogar die Musikgesellschaft. Wie manchmal durften sie wohl proben? Sicher war es auch für diese Musikanten und Musikantinnen speziell, wieder mal «richtig» auftreten zu dürfen. Leider begann es nun zu regnen. Ich zog weiter, nicht mehr schnell zwar, aber es ging! Auf diesen letzten 3 Kilometern hatte es ordentlich Zuschauer – wann hatte ich das das letzte Mal erlebt? Und vor Graun liefen wir durch Spaliere und dank meines Hörgerätes konnte ich sogar den Ziel-Speaker hören (verstanden habe ich ihn nicht), aber der war so was von begeistert!

Nach dem Zieleinlauf war mir richtig kalt (geborene Werder halt ?). Ohne Ziel-Verpflegung (auch da «nur» Wasser) steuerte ich dem Ausgang des Zielgeländes zu. Alle erhielten einen wirklich grossen Sack voller Lauf-Leckereien (anstelle Gratis-Pasta im Festzelt): Vinschgauer Aepfel, Kekse, Energie-Riegel, Joghurt, San Benedetto-Mineralwasser und eine schöne Broschüre über das Reschensee-Gebiet, worauf man erkennen konnte, wie es sonst da so aussieht. Als «Bhalti» gab es übrigens noch einen funktionellen Rucksack.

Da ich dachte, mit den 5/4 Stunden für die 15,3 welligen Kilometer wohl etwas zu optimistisch gewesen zu sein, konsultierte ich erst im warmen Auto meine Uhr: 1h14.49 (brutto)! Wow, das hätte ich nicht unbedingt erwartet. Fabian hatte gehört, dass man beim Info-Stand die Kategorien-Preise abholen konnte. I-Phone sei Dank hatte er bereits herausgefunden, dass ich im dritten Kategorien-Rang «gelandet» war. Ich ging also zum Info-Stand, wo mir der nette Mann beschied: «Is noch nicht bereit - Risultati kome später am Abend».
Ich schmunzelte! (Das wäre vor ein paar Jahren, als man noch bei Datasport war am Reschensee-Lauf, wohl nicht passiert). Ich ging zurück zum Auto und da es wirklich nicht grad «ahmächelig» war für ein Vinschgauer Picknick auf den Matten, beschlossen wir, ohne Preis zurückzufahren, denn ich traute der Voraussage, dass ab 19 Uhr die Preise erhältlich wären, nicht so ganz.

Diesmal fuhren wir durchs Val Mustair, also via Mals, Mustair, Santa Maria, Tschierv und den Ofenpass zurück ins Engadin. Das war eine Super-Idee. Ich kam mir vor wie auf einer AHV-Fahrt! Fabian, auch bald im AHV-Alter, am Steuer und ich daneben, welche die wunderbare Abendstimmung und Landschaft des Val Mustair geniessen konnte. Und überall lächelte mir Dario entgegen. Ich finde es schön, dass die Einwohner dieses abgelegenen Schweizer-Tals ihren wohl berühmtesten Bürger (und seinen Bruder Gian-Luca) mit vielen Plakaten ehren. Sogar eine Via Dario Cologna entdeckte ich. Ich schweife ab, aber ich hoffe ganz fest, dass uns Dario im nächsten Winter noch einmal mit tollen Langlauf-Resultaten erfreuen wird… Anzufügen bleibt noch, dass wir auch diesmal weder Zertifikat noch ID zeigen mussten. Aber immerhin war die Schweizer Zollstelle mit zwei Männern (!) besetzt.

* *
Im 2018 ist das Buch «Resto qui» (Ich bleibe hier) von Marco Balzano erschienen. Ich habe es richtig verschlungen. So sehr wir die jetzige Landschaft des Reschen-(Stau-)Sees geniessen, so traurig war seine Entstehungsgeschichte. Der Turm bei Graun (Curona) ist nämlich ein letzter stummer Zeuge der Zeit, als man Reschen (Resia) und Graun flutete. Das Traurige daran ist, dass man scheinbar trotzdem Atomstrom von «auswärts» bezieht und das Kraftwerk nur einen kleinen Teil des Versprochenen für die Gegend liefert. Das Buch beschreibt in Form eines Romans die Nöte der Bevölkerung und wie mit ihr (schlimm) umgegangen wurde. Auch der richtige Grauner Pfarrer («Alfred») kommt im Buch vor, er bemühte sich sogar zum Papst. Es nützte nichts. Ich kann allen dieses Buch sehr empfehlen.

Ich habe Graun, Reschen und den See mit der Lektüre des Buches ganz anders wahrgenommen als bei meinen ersten beiden Teilnahmen. Trotzdem hoffe ich, im nächsten oder übernächsten Jahr wieder an diesem gut organisierten Anlass teilnehmen zu können. Ich kann Euch allen diese Veranstaltung, verbunden mit einem Weekend oder Ferien, wärmstens empfehlen, auch wenn ich diesmal oft gefroren habe!

Jacqueline Keller

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