24 Stundenlauf Brugg

Als Läufer wird man ja häufig mal nach dem Sinn des Ganzen gefragt. Bei kurzen Läufen, unter einer Stunde, ist das ja ganz einfach. Man erklärt den positiven Einfluss des Getanen auf Körper und Geist und die Freude die Ziellinie zu passieren, eventuell noch mit einer Bestzeit. Bei längeren Läufen fällt die Erklärung schon schwerer. Mitmenschen verstehen, dass man mal einen Marathon laufen möchte. Aber den zweiten oder sogar den dritten? Auf noch längeren Distanzen muss man sich anders erklären. Es sei ein schönes Gefühl einmal von Interlaken auf die Kleine Scheidegg zu laufen oder mal von Sierre nach Zinal. Aber bei einer 24 Stunden- Veranstaltung erzählt man es besser einfach niemandem.

Bereits im letzten Jahr bin ich auf die Veranstaltung im Brugger Geissenschachen, also direkt vor der Haustür gestossen, aber terminlich war eine Teilnahme nicht möglich. Diesmal passte alles, bis auf das Kopfschütteln meiner Frau. Als Einstieg sollte aber erst einmal der Bambinilauf über 6 Stunden ausreichen.

Meine Ziele zu definieren war noch recht schwer. Das Vorbereitungstraining beschränkte sich auf die Restfitness von Sierre-Zinal und eine lange Mettauer Runde mit Rolf (merci!). Deshalb habe ich für die 6 Stunden ein Minimum von 30 km, einen Wunsch von der Marathondistanz und einen Traum von 50 km definiert.

Am Sonntag war der Wecker um 5 Uhr recht fies, aber zum Nachdenken blieb keine Zeit, denn recht rassig musste es per Velo nach Brugg gehen. Um Punkt 6 wurden wir auf die Runde geschickt auf der etliche 24- und 12 Stundenläufer bereits hunderte von 935m Runden gedreht hatten. Das Tempo war zunächst recht gemächlich, aber durch die Kühle war es gut ein bisschen aufzuwärmen und die Restnacht zu geniessen. Die ersten drei Stunden vergingen wie im Fluge und schon war es hell. Ab der Hälfte vergingen die Minuten immer langsamer, aber wenn die 12er und 24er noch unterwegs sind musste ich ja auch weiter. Irgendwann stellte ich fest, dass ich bei den Herren auf Platz 3 lag und den Platz wollte ich auch nicht mehr hergeben. Also wurde Runde für Runde weitergelaufen, zwar immer langsamer, aber weiter. Mit der Zeit wurde es auch immer wärmer. Zwischendurch erhielt ein Läufer eine weisse Fahne für die komplettierten 100 km oder sogar 100 Meilen oder für den Star aus Japan sogar die für 200 km. So verging die Zeit bis man gegen Schluss einen Holzstab mit seiner Startnummer bekam.

Um Punkt 12 Uhr mittags ertönte ein Signal und alle Läufer mussten ihren Stab ablegen und meist sich selbst auch. Geschafft! Mit fast 54 km durfte ich anschliessend sogar noch ein paar Höhenmeter aufs Podest machen, aber verglichen mit den Siegern mit 68 und 67 km war mein Ergebnis eher mau. Der Sieger des 24 Stundenlaufs machte 208 km und des 12 Stundenlaufs sogar fast 140 km. Das ist wirklich verrückt.

Mit ordentlichem Muskelkater und einer Trophäe durfte ich dann nach Hause aufs Sofa!
 

Jan Winkelhagen