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Bronze “verloren”? – Leder gewonnen! 82. Frauenfelder “Militärwettmarsch”, bzw. Frauenfelder Marathon und Halbmarathon Meine gute Herbstform wollte ich noch mit einem “schönen Läufli” ausnutzen und so entschloss ich mich nach dem “Luzerner”, da ich keinerlei Nachwirkungen verspürte, wieder mal am Frauenfelder Halbmarathon teilzunehmen. Wären die Höhenmeter des ganzen Marathons 200m weniger gewesen, ich hätte wohl nochmals versucht, die 3h20 zu knacken. Total über 500 positive Höhenmeter auf dem Marathon liessen mich aber nicht mehr wanken – gewankt habe ich dann aber am Samstag: Nach den Schneefällen in der Vorwoche stand plötzlich wieder ein Sonntagsausflug mit der Bahn ins Goms oder nach Davos für die ersten Langlaufkilometer des Winters zur Debatte. Ein Bahnunterbruch im Goms sowie ein wahrer Langläufer-Ansturm in der Flüelaloipe waren aber der Grund dafür, dass ich dann am Sonntagmorgen doch nach Frauenfeld, bzw. Wil abreiste. Ich sollte es nicht bereuen! Nach dem Nachmeldeprozedere (der einzige Kritikpunkt der Veranstaltung – dieses findet statt in einem kleinen Raum im 3. Stadtturmgeschoss von Wil....mit entsprechendem Puff und Schlange) und dem Packen meines Rucksacks für den Keidertransport nach Frauenfeld, hatte ich noch genügend Zeit, um vom Stadtrand von Wil aus den Blick ins Toggenburg, die verschneiten Churfirsten und den Säntis zu geniessen. Ich hatte das Gefühl, schon jetzt habe sich mein Ausflug gelohnt... Beim Marsch zur Kleiderabgabe fand noch ein anderer Marsch statt! Eine Militärmusik spielte zackige Märsche und unterhielt in der Altstadt die sehr zahlreichen Zuschauer und die durchlaufenden Waffen- und ZivilläuferInnen des Marathons. Schon erstaunlich, dass sich einige Waffenläufer Jahr für Jahr dieser knüppelharten Aufgabe stellen. Nach gutem Einlaufen begab ich mich zum Start, wo wir uns in drei Felder einteilen konnten. Dass der Frauenfelder Halbmarathon ein wahrer Volkslauf (so etwas wie der Greifenseelauf der Ostschweiz) ist, sieht man schon daran, dass man mit einer wahrscheinlichen Zeit unter 1h40 im ersten Feld starten darf. Los gings dann bei Sonnenschein um halb Eins! Für mich war dieser Lauf in einer Hinsicht eine Première: ich durfte eine Sportuhr austesten und wollte mal mit Pulsvorgabe laufen. Bruder Bruno empfahl mir, mit 150 Schlägen zu laufen. Als ich das erste Mal auf die Uhr schaute, hatte ich 156 und fühlte mich äusserst wohl dabei. Da Bruno ja kein Klon (oder nur fast) von mir ist, beschloss ich, mit diesen 156 weiter zu laufen. Das war eine gute Entscheidung. Ich fühlte mich pudelwohl und hatte vorallem in den nicht zu unterschätzenden Gegensteigungen wahnsinnig Pfupf (hier hatte ich dann auch 160 Puls). Es war richtig “lässig”, so zu laufen. Lässig waren auch die Tausenden von Zuschauern (ich habe sie nicht gezählt, aber es waren wirklich Tausende!) entlang der Strecke. So etwas habe ich noch selten erlebt. Ich habe das Gefühl, dass sich diese Masse zusammensetzt aus Traditionalisten (welche schon seit 60 Jahren den Waffenlauf schauen) und vielen Angehörigen der Volksläufer. Man kann es mit dem Bieler Hunderter vergleichen: es gab mehrere Dörfer, wo ein Grillstand vor dem Restaurant stand... also so richtig Volksfeststimmung. Im Nu gingen die ersten 17 km vorbei und als ich von weitem das markante Gebäude des Frauenfelder Spitals sah, da wusste ich: “noch 2 – 3 km”! Ich hatte so richtig Zug und konnte nochmals so richtig Gas geben zuletzt. Als ich dann mit einer 1.32er-Zeit ins Ziel lief, da war ich mir “sicher”, es aufs Kategorien-Podest geschafft zu haben. Ich weiss schon, dass der Frauenfelder etwas schneller ist als ein normaler Halbmarathon, aber die Zeit freute mich trotzdem. Als ich dann auf dem Weg zur Garderobe einen jungen Mann, welcher auf seinem Smartphone die Rangliste studierte, fragte, ob er mal bei J.K. nachschauen könne, da glaubte ich, er irre sich: “Hey, gratuliere, Du bist Vierte”. Er zeigte es mir! Tatsächlich: Zeit und Kategorie stimmte. Nun traf wirklich wieder mal ein, was ich kürzlich im Samstagstraining zu erklären versuchte: “Eine gute Zeit mit gutem Gefühl ist mehr wert, als ein guter Rang mit schlechter Zeit”. Dies war an diesem 20. November bei mir zu 100 % der Fall. Kam noch hinzu, dass die erste W50er-in (herzliche Gratulation an Gabriela Fattini) nur 51 Sekunden schneller war als ich. Also wir waren zu Viert in 51 Sekunden... die fünfte W50er-in lief dann 5 Minuten nach mir ein...! Vollbepackt mit den Leckereien aus dem Migros-Sack (herzlichen Dank fürs Sponsoring) und dem Glas Honig, welches als Allgemeingabe gereicht wurde, machte ich mich dann zufrieden auf den Heimweg. Dreharbeiten für neuen Schweizer Film am “Frauenfelder” Ich war nicht die Einzige unserer Familie, welche am “Frauenfelder” im Einsatz stand. Tochter Stefanie und ihr Ehemann Dan meldeten sich im Vorfeld der Veranstaltung als Statisten für den neuen Schweizer Film “Der Läufer”. Max Hubacher (Stationspiraten / Verdingbub) spielt dabei einen Läufer und Waffenläufer, welcher mit seinem Leben nicht ganz klar kommt und sich dabei immer tiefer ins Elend gerät. Stefanie und Dan waren über 6 Stunden im Dauereinsatz: Zujubeln beim Start / Hopp-Rufen in verschiedenen Lautstrecken vor dem Ziel / Applaudieren von Max Hubacher, welcher den Zieleinlauf drei Mal wiederholen musste, ehe er (der Zieleinlauf) im Kasten war und zum Schluss durften sie dem Sieger dann auch gratulieren (auch die “nicht echte” Siegerehrung wurde mehrere Male gedreht). Ich selber lief unterwegs auch mal bei der Kamera vorbei – ob es mir zu einem Nebendarstellungs-Oscar reicht, weiss ich aber noch nicht. So oder so darf man sicher gespannt sein, wie das Thema dann im Film “rüber kommt”. Die Kulisse unterwegs und am Ziel stimmte auf jeden Fall hervorragend. Als Allgemeinbetrachtung zum Abschluss kann ich feststellen, dass die Frauenfelder Organisatoren es irrsinnig gut geschafft haben, der Gesamtveranstaltung ein neues, schickes Kleid zu verpassen! Für nur knapp 200 WaffenläuferInnen und etwa gleich viele ZivilläuferInnen würde sich der Organisationsaufwand kaum lohnen und wahrscheinlich würden dann auch die Sponsoren nicht so anbeissen. Mit der Integration des Halbmarathons, mit Jugendkategorien (!) wurde aber dem Trend der Zeit Rechnung getragen und so ist allen gedient: den Traditionalisten, den Zivilläufern, dem Publikum unterwegs und uns Läufern, egal ob mit Militär- oder Zivilgwändli (und da die LG Horn-Zivilfraktion ja ab und zu mit der Zivilfraktion der Sikingas gemeinsame Sache macht, möchte ich noch die gute Leistung unseres Kollegen von ennet der Limmat erwähnen: Rolf Graf blieb 30 Sekunden unter der anderthalb Stunden Marke! Eine Punktlandung also!) Jacqueline Keller |