Ein LG Horn Quartett am 31. Jungfrau-Marathon – Bericht aus der Sicht eines «Erststarters»
Was hat mich nur geritten, als ich mich zum Jungfrau-Marathon anmeldete. Ja, ich wollte im vergangenen Jahr mit Martin und Stefan einen Traillauf machen, was wetter- und zeitbedingt nie zustande kam. Martin sagte dann: «Komm doch mit zum Jungfrau-Marathon». Ich habe nicht viel studiert und mich angemeldet. Als dann auch noch Luzia zusagte waren wir schon 2 Jungfrau-Rookies. Jacqueline als Routinier vervollständigte das Quartett.
Am Samstag war es dann so weit. Bei strahlend blauem Himmel standen wir in unseren Blocks vor dem Hotel Viktoria in Interlaken. Alphornbläser, Fahnenschwinger und die Nationalhymne vor dem Start, Tradition wird grossgeschrieben am Jungfrau. Dann schickte Bundesrat Albert Rösti die 4000 Läufer und Läuferinnen aus 73 Nationen auf die Strecke.
Wir Rookies waren vorgewarnt. «Es geht erst einmal 25km relativ flach. Nicht zu schnell angehen. Energie sparen!» Der Laufspass war spätestens dann vorbei, als ab km 27 die 500m hoch nach Wengen zu bewältigen waren. Joggen, zumindest für mich, undenkbar. 3km lang Marschieren war angesagt. In Wengen rannten wir dann wieder durch die vielen, vielen Zuschauer, die Spalier standen, uns anfeuerten und Mut machten. Den Mut brauchte ich auch für die restlichen 12km, auf denen 1000hm zu überwinden waren. Hier galt es einige Schweinehunde zu überwinden. 90% gehen und dort, wo es das Gelände zuliess, kurz Joggen, um die Muskeln zu lockern. Mit der Lockerheit war aber bei km 40 Schluss. Im schmalen, steilen Wanderweg kamen die ersten Krämpfe. Letztendlich kämpfte ich mich durch bis auf den roten Teppich, der zum Ziel führte. Es war das erste Mal, dass ich bei einem Wettkampf gehend die Ziellinie überquerte. Die Tortur war vorbei und sofort kamen die Glücksgefühle. Ein kühles alkoholfreies Bier in einer phänomenalen Bergkulisse und vor einem einzigartigen Bergpanorama entschädigte für alles. Was waren das einzigartige 42,195km! Die Stimmung an der Strecke mit den zahlreichen Zuschauern in Interlaken, Lauterbrunnen, Wengen und am Eigergletscher war sensationell. Und – wann wird man schon mal durch einen Bundesrat auf eine Laufstrecke geschickt.
Fazit aus meiner Sicht: Ein sehr, sehr anspruchsvoller Marathon, mit einer Schlussetappe, die es in sich hat. Grossen Respekt vor allen Finishern, noch mehr Hochachtung vor all denen, die ihn mehrfach absolviert haben.
Wie erging es den anderen 3?
Jacqueline lief bis km 41.5 gewohnt locker und erreichte Rang 3 in ihrer Altersklasse. Immer wieder bewundernswert ihre Leistung. Bei der Startnummernausgabe im Casino Interlaken stand ein Schild mit den Top 3 vom 1. Jungfrau-Marathon 1993. Dort belegte Jacqueline schon Rang 3, aber unter allen Frauen!
Luzia als Neuling war bestens vorbereitet und kam als 7. in ihrer Altersklasse an. Sie hatte sogar noch Zeit, sich beim steilen Anstieg vor dem Ziel ein Verpflegungspäuseli zu gönnen.
Martin lief schon vor 2 Jahren die neue Strecke und wusste, was auf ihn zukam. Er teilte sich das Rennen routiniert ein und kam kurz nach mir ins Ziel.
Als wir dann am Eiger-Terminal in Grindelwald zusammen sassen, waren wir uns einig: Wir haben Grosses geleistet an einem tollen Tag in einzigartiger Kulisse.
Ronald Nau
Projekt Jungfrau Marathon abgeschlossen - mein 1. und wahrscheinlich letzter Jungfrau Marathon
Vor einem Jahr fragte mich Jacqueline, ob ich mit ihr die Strecke Interlaken - Kleine Scheidegg ablaufe als Vorbereitung für den Jungfrau 2023. Ich war dabei und es lief mir sehr gut. So versuchte ich noch einen Startplatz zu ergattern. Der Lauf war auch letztes Jahr ausverkauft. Schlussendlich entschied ich mich, erst im 2024 zu starten und den Kategorien Wechsel abzuwarten.
Im Winter erfuhr ich von Ronald, dass auch er und Martin daran dachten, im 2024 zu starten. Also meldete ich mich schon früh an, um einen Startplatz auf sicher zu haben.
Am Freitag gings dann mit dem Zug Richtung Interlaken. Nach Abholen der Start Nummer und Pasta Party gings weiter nach Grindelwald. Wow, die Bergwelt ist so eindrücklich. Von unserem Balkon aus hatten wir einen herrlichen Blick auf die Eiger Nordwand. Am Abend stärkten wir uns nochmal mit Teigwaren - diesmal Älpler Magronen. Danach gabs noch Vermicelle, so waren unsere Kohlenhydrat Speicher bestens gefüllt.
Am Samstag gings bereits vor 7 Uhr Richtung Interlaken. Der Zug war voll mit Läufer und ich freute mich darauf, dass es bald losging.
Vor dem Start noch rasch aufs WC... 'rasch' konnte ich grad vergessen. Die Schlangen waren riesig. Ich hatte Glück und durfte in einem Café noch kurz die Toilette benutzen.
Puh, die Zeit verging im Flug und ich machte mich auf Richtung Start. Da es knapp vor Startschuss war, musste ich über die Absperrung klettern. Als ich zwei Laufkollegen sah, stellte ich mich gleich zu ihnen. Startblock 4h30 - diese Zeit hatte ich mir eigentlich vorgenommen. Rolf lief diesen Marathon vor Jahren mal in 4h33 mit Krämpfen zum Schluss. Da er nicht grad DER Bergläufer ist, dachte ich mir, dass auch ich es in dieser Zeit schaffen könnte. Falsch gedacht... aber dazu später.
Der Startschuss erklang und endlich ging's los. Wunderbar! Sie spielten einer meiner Lieblingssongs 'Gloria' und so lief es fast von alleine. Nach einem Kilometer sagte mir meine Uhr, dass ich ein bisschen zu schnell unterwegs sei. Also, Tempo drosseln... ich wollte ja bis zum Schluss genügend Energie haben. So ging es im 'gemütlichen' Tempo Richtung Lauterbrunnen. Wow, die Stimmung war einfach toll. Plötzlich hörte ich 'Schwan' von Golä und es lief schon wieder von alleine :-) Mit der richtigen Musik läuft bei mir eh alles einfacher :-)
Nach Lauterbrunnen hatte ich langsam genug von der relativ flachen Strecke. Bei der Schuhwahl hatte ich mich für meine Trailschuhe entschieden, so war ich froh, dass das flache Asphalt Stück vorbei war und es in die Steigung ging. Im schnellen Wandertempo ging's hoch Richtung Wengen. Vor Wengen hörte ich das Lied 'We are de Champions'... wie passend ;-)
Nach Wegen merkte ich, dass meine Beine langsam müde wurden. Ich stolperte und konnte mit Glück einen Sturz verhindern. Richtung Wengener Alp gings leicht bergab... als es wieder in den Anstieg ging, merkte ich, dass meine Energie so ziemlich aufgebraucht war. Es folgte der schwierige Teil vom Boden her - Steine, Wurzeln... - uff, gar nicht mein Ding. Ich bin auf solchem Untergrund ein riesen 'Gstabi' und fühlte mich zudem als 'Bremsklotz'. Da musste ich jetzt einfach durch. Dann kam die 'Wand' - sooo steil. Diesen Teil der Strecke bin ich leider nicht abgelaufen. Naja, auch da musste ich durch - umkehren sinnlos ;-) Da kamen auch schon die Cola Stände. Ich mag Cola gar nicht aber höre immer wieder, dass dies ein 'Wundermittel' gegen Schluss des Marathons sei. Also nahm ich gleich 2 Becher davon. Naja, dieses Wundermittel half bei mir leider nicht.
Es wurde noch steiler und der Weg war jetzt nur noch ein Trampelpfad. Meine Luft war jetzt vollends draussen. Da sah ich plötzlich ein Läufer am Rand sitzen. Ich sagte mir... 'mach mal Pause' :-) und so setzte ich mich kurzentschlossen neben ihn. Ich hatte zum Glück noch was 'richtiges' zu essen in meine Weste gepackt. Von Gel, Gel und nochmal Gel hatte ich langsam genug. So verpflegte ich mich richtig, ein Zuschauer (musste wohl ein verkleideter Engel gewesen sein ;-)) brachte mir sogar eine Wasserflasche, die ich in einem Zug leerte. Gestärkt reihte ich mich wieder in die Kolonne ein und nahm den letzten Teil in Angriff. Nun machte es auch wieder Spass. An einer schwierigen Stelle half man mir über den Felsen - es gab sogar noch Schoggi und gedörrte Aprikosen... mmmh fein :-)
Der Zieleinlauf war wunderschön. Gefühlt tausende Zuschauer riefen einem zu, unglaublich diese wunderbare Stimmung - und diese schönen Emotionen... so etwas tolles kann einem der Sport geben.
Nach dem Ziel unterhielt ich mich noch eine wenig mit bekannten Läufern und nahm danach die Bahn Richtung Grindelwald. Nach der Dusche traf ich meine Laufkollegen - schön, danach zusammenzusitzen und seine Erlebnisse zu teilen.
Sorry der Bericht ist ein bisschen lang ausgefallen. Aber 42.195 km sind halt auch seeehr lang. Für mich fast ein wenig zu lang. Ich liebe kürzere Läufe. Da kann ich richtig Gas geben und muss mich nicht zurückhalten, dass ich es bis ins Ziel schaffe. Der Tag war jedoch für mich perfekt, der Jungfrau Marathon bleibt für mich in einmaliger Erinnerung :-)
Luzia
Ergebnisse:
Frauen
W55
7. Luzia Sestito 5 :14 :21,7
W60
3. Jacqueline Keller 5 :04 :56,7
Männer
M60
77. Martin Egli 5:55:24,6
M65
33. Ronald Nau 5:50:59,6