Zürich-Marathon aufgepeppt und mit neuem Start-Ziel-Bereich und neuem Look
Zum 22. Mal dem See entlang
Eindrücklich ist es, wenn man auf der Website des Zürich-Marathons herumturnt und aufs Menu des „Jubiläumsclub“ klickt: Sage und schreibe 20 Männer und eine Frau haben nämlich an allen Marathons seit der Wiederbelebung im 2003 teilgenommen (es gab in den 80er-Jahren schon mal einen Zürich-Marathon, allerdings bis in den Raum Wädenswil und retour). Meine Wenigkeit ist noch nicht mal bei 10 Teilnahmen angelangt, es lockten halt auch immer schöne Anlässe wie der Weinstrassen- oder Aargau-Marathon im selben Zeitfenster.
Einige Zeit musste ich anfangs Jahr überlegen: soll ich einen Zürich-Start in Betracht ziehen oder doch lieber an der SM vom Mai in Genf teilnehmen. Ich entschied mich für Zürich und habe es nicht bereut.
Einiges war anders im 2025: Die Logos kommen in neuem Look daher und die Läufe – Marathon, Halbmarathon und 10er – werden stark voneinander getrennt, sodass man sich an den neuralgischen Orten wie Festwirtschaft oder Kleiderdepot weniger in die Quere kommt. Ich fand es wirklich sehr gut, dass der Halbmarathon erst um 13.15 Uhr gestartet wurde und der 10er gar erst um 16 Uhr. An dieser Stelle ein grosses Dankeschön der Stadt Zürich und der Stadtpolizei, dass sie für uns diesen Sonntag die Stadt zu grossen Teilen absperrte. Zudem war auch der OeV etwas entlastet.
Nachdem der Start schon ein paar Mal auf der Quai-Brücke beim Bürkliplatz war – mit Kleiderdepot „irgendwo“ zwischen Strandbad Mythenquai und Bürkliplatz - war das auch diesmal so. Jedoch wurde das Ziel auf den Sechseläutenplatz verlegt, was mir – und vielen Zuschauenden – sehr gefiel! Es gab dann noch den Unterschied / Neuigkeit, dass man beim Rückweg nach dem Opernhaus und der Passage des Bürkliplatzes nicht rechts „runter“ gegen den HB lief, sondern zum alten Ziel bei der Enge, dort nach rechts drehte und der „alten“ Strecke entlang in Gegenrichtung zum HB lief. Danach, als Krönung, ab km 40, die Bahnhofstrasse hoch und als absolutes Highligt ( !) bei km 41, noch eine Kunstrunde um den Münsterhof drehte – ja, wir wollen schliesslich ehrliche und exakte 42 Kilometer laufen – jeder fehlende Meter wäre fatal . Die Kunstrunde am Schluss hatte ich gut verinnerlicht und ich war mental darauf vorbereitet, das klappte gut.
Vorteil dieser Umstrukturierung war, dass das Kleiderdepot nun direkt auf dem Sechseläutenplatz war und auch die (kommerziellen) Verpflegungsstände, sorry, Food-Stände, dort platziert waren. Wie beim Gäbi-Fäscht gabs dann eine grosse, gedeckte Festwirtschaft, also ein Zelt, wo man sich nach dem Lauf treffen konnte und die einen am selben Tisch eine Crêpe, die Andern ein Thai-Gericht und die Dritten eine Wurst essen und den Marathon feiern konnten – vorausgesetzt man war noch in der Lage dazu… (es gab einige Unglücksraben, welche mehr am „Ko….“ ‚waren, dies aber gepflegt in grosse Behälter erledigen konnten….
So, ich hoffe, dass ich Euch die neuen Umstände dieses mittlerweile sehr grossen Lauffestes gut erklären konnte und komme noch zu meinem Lauf und der etwas gewagten Vorbereitung! Ende Februar entschied ich mich definitiv für eine Teilnahme am Zürich-Marathon. Eine erste Super-Trainingswoche vom 9. – 16. März stimmte mich sehr positiv: nach einem Long Jog am Mittwoch, Pause am Donnerstag, absolvierte ich am Freitag auf den Langlaufskis einen Halbmarathon, um dann am Sonntag mit der LG Horn zum wunderbaren Linnerberg Long-Jog aufzubrechen… und, unter Franks Tempo-„Diktat“ auch zu beendigen. Das Carbo-Loading mit den „Hörnern“ tat gut und ich war ab da ziemlich zuversichtlich. Eine Woche später dieser „überraschende“ 125igste Marathon auf der Green-Strecke in Zürich, wo ich probierte, kräfteschonend zu laufen. Das gelang. Es folgte der Limmat-Lauf, welcher zeigte, dass die Lauf-Verdauung gut war. Nochmals ein Long Jog und als grosses Wagnis am 5. April der Bündner Frühlingslauf (21 km),wo ich ebenfalls nach Puls lief, aber am letzten Stutz meine Beine doch merkte… Kurzes Zweifeln am Sonntag, aber ich hatte ja schon Schlimmeres „gemacht“. Die letzte Woche vor dem Marathon war dann wirklich der Erholung gewidmet.
Und wichtig: im Wissen, dass Vater und Ehemann – ähm Ehemann und Vater - an der Strecke stehen würden, wollte ich natürlich unbedingt mit einer guten Leistung bis km 37 aufwarten…. Der Rest ist ja immer eine Knorzerei! Der Start um 8 Uhr gelang gut. Es dauerte 4 Minuten, bis auch ich die Startlinie überquerte hatte. Danach probierte ich mein Tempo zu finden. Um mich nicht nervös zu machen, schaute ich NIE auf meine Armband-Uhr. Ich vertraute auf mein Tempo und die Kirchturmuhren. Ich sah natürlich, dass meine Ziel, unter 3 ½ Stunden zu bleiben, wohl nicht zu realisieren ist. Mit einem regelmässigen Lauf, schon die erste Hälfte war über 1 ¾ Stunden, bin ich aber dennoch zufrieden. Die Verhältnisse waren für uns tip top. Ab und zu leichter Regen, aber richtig nass wurden wir nicht. Zuschauende hatte es viele unterwegs. Auch viele Leute aus der Ausdauerszene bevölkerten die Strecke und feuerten uns an. Das Einzige, was ich ein klein wenig bemängeln kann, sie die Verpflegungsposten. Hier waren die Helfer etwas unterdotiert. Einmal musste ich sogar eine Banane schälen…. Aber eben: man muss auch zuerst so viele Helfende haben, welche den ganzen Tag so einen Job machen. Cola ab ca. km 35 war ausreichend.
Nach 3h32.33 Stunden erreichte ich zufrieden das Ziel. Dies ergab overall den 134. Rang von 892 Finisherinnen und etwa 930 Starterinnen. Nebst Fabian und „Maus“ hatte sogar noch Sohn Samuel den Weg von Chur nach Zürich auf sich genommen – das freute mich sehr. Eine Umkleidekabine mit Dusche vermisste ich nicht. Wir wussten, dass es nur ein Depot geben würde und so konnten sich alle darauf einrichten. Ich rieb mich mit einem Frottéetuch gut ab und zog frische Kleider an und war bald auch selbst wieder frisch.
Für die Siegerehrung war eine grosse Bühne auf dem Sechseläutenplatz aufgebaut worden. Die Ehrung ging zackig vonstatten. Der Speaker machte seine Sache gut. Bei unserer Kategorie war nicht die Siegerin im Fokus – verdientermassen erwähnte der junge Speaker meine „Konkurrentin“ Corinne Hofstetter, welche nur drei Minuten nach mir ins Ziel lief, und den 22. Zürich-Marathon beendigte. DAS muss man wirklich zuerst schaffen.
Aus Senioren-Sicht gibt es hier noch zu bemerken, dass wir „Ü60“ immer weniger Teilnehmende kennen und dass sich die Zeiten geändert haben. Nicht mehr unbedingt Zeit und Rang sind wichtig, sondern, dass man überhaupt so einen (Halb-)Marathon oder 10er schafft! Für uns mutet es daher immer noch merkwürdig an, wie sich die heutige Social-Media-Generation vor, während (!!!!!) und nach dem Lauf in Szene setzt. Ich überholte noch nach 10 km eine junge Dame, welche sich ab und zu selbst filmte! Heutzutage wird in Zielnähe sogar ein Rahmen aufgestellt, wo man sich fotografieren (lassen) kann (also auch nach dem 10er). Wir machen uns darüber so unsere Gedanken, aber das ist halt der Wandel der Zeit…. Und…. Immer noch viel besser, die heutigen 20 – 30-Jährigen laufen einen Volkslauf – und trainieren dafür – als dass sie rumhängen oder….
Und zum Schluss noch dies: Danke ganz herzlich für all Eure Glück- und Erholungswünsche per Whatts-App. Meine Erholung bestandab 17 Uhr aus dem Passionskonzert des BOG in der Gebenstorfer Kirche… weniger erholsam war es, nach 5/4 Stunden vom harten Kirchbank wieder aufzustehen… 126 Marathons …. Immer wieder neue Erfahrungen!!!!!
Jacqueline Keller